Hier möchte ich das Buch „Leben im Goldenen Wind“ vorstellen und ganz besonders empfehlen. Prof. Dr. Erhard Meyer-Galow, der Autor dieses Buches, ist Chemiker und war in früheren Positionen in der Wirtschaft tätig. In der Mitte seines Lebens ist er durch Schicksalsschläge in eine Krise gekommen, in der er zu Karlfried Graf Drückheim gekommen ist. Durch ihn erlebte er dann die Wende vom äußeren zum inneren Weg. Graf Drückheim ist bis zu seinem Tode sein Lehrer gewesen. Anschließend wurde er dann Schüler von Willigis Jäger, einem Mystiker und Zen-Meister.
Erhard Meyer-Galow beschreibt in seinem Buch, wie er auf seinem Lebensweg zur inneren Reife gelangte und sich dadurch seine Haltung im Beruf, im Umgang mit Menschen und Situationen verändert hat, und wie er mit immer größerer Gelassenheit dem Leben begegnet. Er gibt auch Hinweise zu diesem Reifungsprozess und beschreibt, wie sich der Mensch auf diesem Weg immer wieder des „Goldenen Windes“, nämlich der immer gegenwärtigen göttlichen Wirklichkeit, bewusst wird. Er lässt kompetente Menschen zu seinen Themen zu Wort kommen, wie Graf Drückheim, Willigis Jäger, Hans-Peter Dürr, Hermann Hesse und andere. Er schreibt über verschiedene Erfahrungsräume, in denen man den „Goldenen Wind“ spüren kann. Diese Erfahrungsräume sind z. B. Arbeit, Krankheit und Tod, Musik, Kunst, Natur und Begegnungen.
Dieses Buch ist vor allem für Menschen im zweiten Drittel und ganz besonders für die, die im Drittel ihres Lebens sind, geschrieben.
Was ist Wirklichkeit?
Wirklichkeit ist ein Begriff, der meistens sehr allgemein gebraucht wird. Er wird auch oft als Synonym für Wahrheit oder auch für Realität eingesetzt. Das Wort Wirklichkeit hat als Hauptursache den Begriff „wirken“ und ist die Summe allen Wirkens überhaupt. Alles, was wirkt, ist in der Wirklichkeit enthalten. Es ist der göttliche Wille, der hier wirkt, der die ganze Schöpfung bewirkt. Die kosmischen Gesetze sind hier aktiv. Alles ist in der Wirklichkeit enthalten, kommt aus der Wirklichkeit und fällt doch nie aus ihr heraus, weil ohne Wirklichkeit nichts existieren kann. Die Wirklichkeit wirkt immer, aber für uns ist sie nur im Jetzt zu spüren. In der Vergangenheit hat sie schon gewirkt und in der Zukunft wird sie mit Sicherheit noch wirken. Sie bringt sich in allem zum Ausdruck, auch in uns. Hans-Peter Dürr, der Quantenphysiker, benennt die Wirklichkeit als „kooperatives Hintergrundfeld“.
In seinem Buch „Leben im Goldenen Wind“ sagt Erhard Meyer-Galow: „Für mich ist Gott eine unerklärliche Wirklichkeit, die sich mit ihrer Potentialität in der Realität offenbart, inkarniert.“
Hier begegnet uns auch der Begriff Realität. In dieser für mich sehr eindrucksvollen Schilderung ist die Realität also die sichtbar gewordene Möglichkeit aus der Wirklichkeit.
Welche Bedeutung hat nun die Wahrheit in Bezug zur Wirklichkeit? Die Wahrheit, der absolute Ausdruck von Gottes Willen, gibt den einzelnen Wirkungen in der Wirklichkeit ihre Bedeutung, ist das Wesen in allem.
Auf unserem Bewusstwerdungsweg geht es auch darum, dass wir von der Realität aus uns bemühen, den tieferen Sinn, die Bedeutung der Ereignisse in der physischen Welt zu erkennen, indem wir uns der Wirklichkeit zuwenden. Aus der Wirklichkeit heraus wirkt der Schöpfungsprozess und der Bewusstwerdungsprozess wirkt entgegengesetzt zurück in die spirituelle Sphäre, in die Wirklichkeit.
Dieser Weg wird schon in dem ältesten Gebet geschildert:
Oh, Herr, führe uns von der Dunkelheit ins Licht,
von der Unwirklichkeit in die Wirklichkeit und
vom Tod in die Unsterblichkeit.
Auch Goethe sagt im Faust:
Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche, hier wird´s Ereignis,
Das Unbeschreibliche, hier ist´s getan,
Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.
Erhard Meyer-Galow erklärt diesen Schlusschor aus dem Faust in seinem Buch wie folgt:
“Alles Vergängliche. Das sind alle Wesen und alle Dinge, die wir als Realität wahrnehmen, sind nicht die Wirklichkeit. Sie sind nur ein Gleichnis dieser Wirklichkeit. Wenn die Wirklichkeit als Ereignis sich offenbart, ist das reale Ereignis unzulänglich und vergänglich. Diese Wirklichkeit ist unbeschreiblich. Man kann sie nicht benennen und gibt man sich noch so viel Mühe. Sie benennen und erfahren zu wollen, ist sogar kontraproduktiv. Man kann die Erfahrung nicht erzwingen. Sie kann eintreten, wenn das Wollen und die Absicht verschwunden sind. Die Erfahrung Gottes ist eine Gnade.”
Eine Hilfe steht uns bereit. Es ist die Sophia. Sie ist die weibliche Seite Gottes. Sie zieht uns hinan. Wohin? In die Erleuchtungs- und Einheitserfahrung. Diese Erfahrung zu erleben ist immer eine Gnade. Die Gnade der Auferstehung der Gottheit in uns, der Sophia in uns. So geht es auch im Faust um Auferstehung, wie bei der Pfingstgeschichte.
Der Chorus Mystikus ist also ein Chorus, der in die Erfahrung einer göttlichen oder absoluten Wirklichkeit führen soll und die Bemühungen dazu anregt und verstärkt.