Zerstreuung ist das Gegenteil von Fokussierung. Sie ist also Defokussierung. Zerstreuung kann aktiv betrieben werden, oder aber andere zerstreuen uns und wir lassen es zu. Die Zerstreuung zerstört die Fokussierung, die wir über das Tor der Achtsamkeit erreichen können. So wird die Fähigkeit, den GOLDENEN WIND zu erfahren re-duziert. Das Ergebnis ist immer innere Unruhe und Unzufriedenheit. Die Flucht in die Zerstreuung ist auch typisch für unsere Zeit.
Wir halten oft die achtsame Konzentration nicht aus. Der anhaltende Druck im Fokus, welchen Inhalt er auch immer hat, ist nicht auszuhalten. Wir haben nicht die Kraft dazu. Wir sind zu schwach geworden. Aus der Anspannung flüchten wir entweder in die Entspannung oder Zerstreuung. Kaum sind wir im achtsamen Augenblick, da werden wir schon wieder zerstreut. Ganze Wirtschaftszweige verdienen sehr gut damit, uns Zerstreuung zu bieten. Die Urlaubsindustrie und die Unterhaltungsindustrie lassen sich ständig neue Produkte einfallen. Sie bieten uns die großen Verführungen an. Wer kann da schon NEIN sagen. Wir fallen ständig darauf hinein. Wenn wir durch Verdrängung viele Probleme angehäuft haben, ist die Fokussierung darauf oft schmerzhaft.
Stellen Sie sich einfach die Ihnen schon bekannte TESTFRAGE: „Bringt das mir inneren Frieden oder nicht?“
Erst kürzlich habe ich in einem Gespräch − und das war so typisch − erlebt, wie die Frau meines Gesprächspartners ständig den Fokus in unserem achtsamen und wich- tigen Gespräch durch völlig überflüssige und unwichtige Bemerkungen zerstört hat.
Die Zerstreuung ist eine Volkskrankheit. Schon Kinder und Jugendliche leiden darunter. Der rastlose und ruhelose Mensch ist das Ergebnis. Das ist auch der Grund, weshalb es auch so vielen Menschen schwerfällt, zu me- ditieren. Sie haben, oft aus einem Leiden geboren, die Notwendigkeit erkannt, aber sie haben nicht die Kraft und Disziplin die Meditationen beizubehalten. Deshalb empfehle ich, wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Buch erfahren haben, zunächst die Achtsamkeitsübungen in Erfahrungsräumen, in denen Sie ohnehin sind und sich gerne darin aufhalten.
Wenn dieses Verhalten geübt ist und die Hilflosigkeit gegenüber der Zerstreuung abnimmt, dann können Sie besser einen meditativen Weg beschreiten und beibehalten. Natürlich ist gegen kurzfristige Zerstreuung nichts einzuwenden, sofern es einem bewusst ist, dass die Zerstreuung uns vom Pfad der Öffnung für das Erleben des GOLDENEN WINDES abbringt. Wir sollten üben, diese Ablenkung sofort zu merken, um dann wieder in die Fokussierung einzutreten. Sonst bleiben wir ständig im Störfeld der Zerstreuung. Anne Morrow Lindbergh:
„Das Problem heißt nicht nur Frau und Beruf, Frau und Familie, Frau und Unabhängigkeit. Es geht viel tiefer: Wie bleibe ich inmitten der Zer- streuung des Gebens gesammelt? Wie halte ich das Gleichgewicht trotz der Zentrifugal- kraft, die mich aus meinem Mittelpunkit zu reißen versucht?“