Abgasskandal, Bankenkrise, Versicherungs- und Steuerbetrug, Produkte mit eingebauter Lebensdauerbegrenzung usw. usw. Es gibt eine große Fülle von Beispielen, die belegen, dass unser geschäftliches Wertekoordinatensystem einem steigen Erosionsprozess unterliegt. Verbrauchervertrauen scheint mittlerweile eine Quantité Négligable zu sein, die Übervorteilung anderer ist ein allgemein geduldetes Kavaliersdelikt und der Begriff „Ethik“ mutiert mehr und mehr zu einem exotischen Fremdwort. Der Primat der Gewinnmaximierung unter allen Umständen übertüncht zunehmend Werteorientierungen.
Es verwundert, dass diese Tendenzen in unserer heutigen Geschäftswelt nicht stärker thematisiert werden. Nachdem Hans Küng mit seiner „Weltethos“-Initiative eigentlich keine so große Resonanz erfahren hat, legt Erhard Meyer-Galow mit seiner „Business Ethics 3.0“ einen sehr starken Ansatz zur Neubelebung dieser so wichtigen Diskussion vor. Er war selbst Vorstandsvorsitzender eines großen Chemiekonzerns und spricht hier aus berufenem Munde. Sein umfassender Blick auf die vielen Facetten einer wirkungsmächtigen Geschäftsethik ist inspirierend und erhellend. Seine vielen Aktionsvorschläge zeigen auf, dass hier ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel unabdinglich ist, um unsere Geschäftswelt wieder für Werte zu sensibilisieren. Setzen sich die jetzigen Trends fort werden wir irgendwann einen Zustand erreichet, in dem der Begriff „Vertrauen“ nur noch eine Unbekannte ist.
Ich hoffe sehr, dass dieses Buch eine breite Öffentlichkeit findet und auch zu einer ethisch geprägten Neujustierung unseres geschäftlichen Wertekoordinatensystems beitragen wird.
Der Vollständigkeit halber sei aber auch noch angemerkt, dass es sie auch noch gibt, die werteorientierten Unternehmensführungen, die vor allem in vielen mittelständisch geprägten Familienunternehmen anzutreffen sind. Vielleicht können die als Samenkörner für den oben angesprochenen Paradigmenwechsel dienen.
Dr. Jochen Schauenburg