Der Goldene Wind ist eine Metapher aus dem Buddhismus für die Wirklichkeit, aus der sich jede Realität bildet
Mit Worten kann man diese Wirklichkeit nicht benennen, man kann sie nur erfahren.
Wer sich mit allem und allen verbunden fühlt und jeden Augenblick lebt – in Gelassenheit, Heiterkeit und voller Mitgefühl | frei von Gier, Arroganz, Eitelkeit, Hass, Neid – der spürt und erfährt den Goldenen Wind.
Jetzt bin ich endlich mal da!
Es geht in meinem Buch um das jetzt, um das hier und jetzt.
Es geht nicht um die Vergangenheit oder die Zukunft. Die Vergangenheit ist vorbei und die Zukunft nicht da. Der Manager ist immer in der Zukunft. Es geht um den Augenblick im hier und jetzt.
Dieser Fokus wird unserem Leben eine viel wichtigere Qualität geben. Diese Qualität erreichen wir nicht, wenn wir immer durch die Augenblicke durchrennen.
Ich bin. Es geht also um das Sein und nicht um das Haben. Um das Im-Augenblick-Sein. Es geht nicht um das Machen, das Wissen, das Können und das Haben.
Es geht um mein Ich. Es geht aber um ein Ich, das nicht immer macht. Es geht um ein ich, das einfach nursein kann, Augenblick für Augenblick.
Es geht um ein Ich, das achtsam ist. Achtsamkeit ist der Schlüssel zum Sein im Augenblick.
Endlich bin ich im Augenblick mit höchster Achtsamkeit. Es gibt im Menschen eine große Sehnsucht nach der Begründung seines Ich im SELBST, das göttliche Dimension hat. Es ist die Sehnsucht nach dem „Mysterium coniunctionis“. Es gibt Augenblicke, in denen diese Sehnsucht gestillt wird.
Im stetigen unachtsamen Lauf des Lebens ist man ab und zu ganz im Augenblick. Das passiert mal. Wer aber übt, im Augenblick zu sein, bei dem passiert es mal öfter.
Da sein heißt: man ist nicht weg. Nicht irgendwo anders, nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft.
Im Titel steckt der starke Rhythmus des Anapäst mit der Betonung auf da.
Endlich mal da!
Endlich mal da!
Endlich mal da!
Liebe Leserinnen und Leser, skandieren Sie diesen Anapäst im Titel und zeigen Sie mit Ihrer rechten Hand bei „da“ auf Ihr Herz.
Dieser Rhythmus zieht sich durch das ganze Buch und weist Sie immer wieder auf die Umkehr von der Außenorientierung zur Innenorientierung hin.
Da-Sein heißt ganz bei sich zu sein. Ich brauch nicht weg zu sein, um das Glück zu finden. Das Glück istda, in uns und bei uns.
Man erfährt das Glück nur, wenn man nicht weg rennt, wenn man das Da-Sein aushält.
Prof. Dr. Erhard Meyer-Galow zur Kernaussage seines Buches “Leben im Goldenen Wind”
Willigis JÄGER hat in seinem Vorwort bereits auf das folgende Kōan hinge- wiesen:
Ein Mönch fragte Ummon: „Was ist, wenn der Baum verdorrt und die Blätter fallen?“ Ummon antwortete: „Vollkommene Manifestation des goldenen Windes.“
Das ist das 27. Kōan des Hekiganroku (Aufzeichnungen des Meisters vom Blauen Fels; chin.: Bi-Yän-Lu). Ein Kōan ist eine rational nicht lösbare Aufgabe. Kōans werden in der ZEN-Schulung verwendet. Yamada Koun Roshi schreibt in den Erläuterungen über das Kōan:
„Der Ausdruck ‚Der Baum verdorrt, die Blätter fallen‘ beschreibt eine Landschaft im Herbst. Dementsprechend bedeutet DER GOLDENE WIND den Herbstwind. In der chinesischen Lehre von denfünf Elementen wird der Herbst durch die Farbe Gold symbolisiert. Nach dieser Konzeption sind alle Erscheinungen aus den fünf Elementen Erde, Wasser, Feuer, Holz und Gold (Metall) zusammengesetzt. ‚Vollkommene Mani- festation‘ bedeutet perfekte Darstellung. So bedeutet der ganze Ausdruck: ‚Die ganze Welt ist nichts anderes als der Herbstwind‘ – ‚Der Baum verdorrt, und die Blätter fal- len‘ ist der Herbst. Vollkommene Manifestation des GOLDENEN WINDES ist eben- falls der Herbst. Beide Ausdrucksweisen sind, auch wenn sie unterschiedliche Worte be- nutzen, in Wirklichkeit ein und dasselbe.“
Gerhardt Staufenbiel schreibt im Forum von www.teeweg.de: „Ein hervorragendes Wort für diese Herbstzeit des Abschieds ist KIN-PU, der GOLD- WIND. Das Wort steht im 27. Kōan des Hekiganroku. Meister Yün-men (japanisch: Un-mon), der vom Wolkentor-Berg, sagt das Wort vom KIN-PU. Das gesamte Wort, das Un-mon sagt, heißt: „TAIRO KINPU (Reines Wissen − Goldwind).
Un-mon wird gefragt: „Was für eine Zeit ist das, wenn die Bäume sich verfärben und die Blätter fallen?“ Un-mon: „Dann legt der GOLDENE WIND sein ganzes Wesen bloß.“
GOLDENER WIND ist im Chinesischen der Ausdruck für den Herbst. KIN ist Me- tall oder GOLD, Metall steht für den Herbst. Metall kann man polieren und Spiegel daraus machen. Darum steht der späte Herbst nicht mehr für die Ernte, sondern für die Reflexion. Nachdem wir die Ernte unseres Lebens eingebracht haben, können wir innehalten und reflektieren. Und was kommt dann zum Vorschein? Trauer, Abschied, die Vergänglichkeit aller Dinge. Und dann zeigt sich die reine Leere, das innerste We- sen aller Dinge.
Der erste Teil des Kōans, TAI RO, wird sehr unterschiedlich übersetzt:
TAI meint in unserem Zusammenhang sicher: Form, Substanz, Wesen, Kern. RO ist offen, unverdeckt, öffentlich, freimütig. TAI RO KIN PU ist die Offenlegung des reinen Wesens, des Goldenen Windes. Ich denke aber nicht, dass das Wesen des Goldwindes freigelegt wird, sondern dass der Goldwind das reine Wesen freilegt, das erst dann, wenn aller Schmuck, der nur das reine Wesen verdeckt, verschwunden ist.
Willigis Jäger interpretiert das Kōan auf seiner CD „Der Goldene Wind“: „Wenn Konzepte und Vorstellungen wegfallen, was bleibt dann? Es bleibt das Eigent- liche, das Wesentliche. Es bleibt die Erfahrung der Wirklichkeit, es bleibt die Realisa- tion der Wirklichkeit. Das ist der Sinn des Lebens. Das ist eine Interpretation. Es gibt aber auch noch eine andere Interpretation. Im Kōan geht es um das Alter. Ist ES auch im Alter? Ist ES auch das Alter. Es geht immer um das SOSEIN. Es ist jetzt das Alter, es ist jetzt die Gebrechlichkeit. Das dritte Lebensdrittel ist in Indien und in anderen asiatischen Ländern die Zeit des Alterns. Man fragt sich: ‚Das kann doch nicht alles gewesen sein?‘ Im dritten Teil des Lebens reift der Mensch für den Durchbruch zur Transzendenz. Alle Jahre davor waren nur Vorbereitung. Jetzt aber gilt es besonders, deine Geburt zu vollenden. Gold ist das Symbol für die Wirklichkeit. Der Goldene Wind symbolisiert diese Wirklichkeit, die immer da ist, auch im Alter.“
Roland R. Ropers: „Dieses Symbol heißt auf Lateinisch AURUM. Es gibt keinen Plu- ral für dieses Wort, weil es für die Wirklichkeit keinen Plural geben kann. Aber es gibt eine Steigerung: AURA! Die AURA, die göttliche Strahlung, die man bei den Weisen wahrnehmen kann. Alle haben eine AURA. Sie wissen es nur nicht. Die anderen erfah- ren sie auch nicht, es sei denn, sie sind weise.“
Man nennt den Herbst des Lebens auch die Zeit des Goldenen Windes, weil beim Älterwerden bis zum Tod es ganz besonders darauf ankommt, den immer vorhandenen Goldenen Windes zu erfahren und sich für einen Übungsweg zu entscheiden, der im Sinne von Willigis Jägers erster Deutung alle Konzepte und Vorstellungen des ICH verschwinden lässt.
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